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Zwangsarbeit im Krieg

Etwa 12 Millionen Menschen haben zwischen 1939 und 1945 im damaligen Deutschen Reich Zwangsarbeit geleistet. Die meisten von ihnen kamen aus der Sowjetunion und aus Polen, andere aus Frankreich, den Niederlanden und Italien. Etwa 2,7 Millionen überlebten diesen Einsatz nicht – wer überlebte, war körperlich und seelisch gezeichnet. 

Zwangsarbeit fand in der Industrie, der Landwirtschaft, dem Handwerk, der Forstwirtschaft und in kommunalen Bereichen statt. Haupteinsatzgebiet war jedoch die Rüstungsindustrie. So wurden beispielsweise im Hils, einem Gebirgszug des Weserberglandes, zwischen 1943 und 1945 über 100 Arbeitslager errichtet. 13.000 Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge mussten hier Asphaltstollen für die Untertageverlagerung von Produktionsstätten für Rüstungsgüter ausbauen. 

Die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Zwangsarbeiter variierten sehr. Sie waren abhängig vom jeweiligen Arbeitsplatz und dem Rang in der rassistischen Nationalitätenhierarchie, in der Westeuropäer deutlich besser gestellt waren. Die überwiegend aus der Sowjetunion stammenden „Ostarbeiter“ am untersten Ende der Skala kämpften häufig ums nackte Überleben. 

Für die „Ostarbeiter“ bestand ein ganzer Katalog von Vorschriften, der fast jede Alltagshandlung unter Strafe stellte und die Betroffenen den Repressionen des Verfolgungsapparates aussetzte. Zu den verbotenen Handlungen gehörten etwa der Besuch einer Gastwirtschaft, das Ablegen der vorgeschriebenen „P“- oder „OST“-Kennzeichnung und das ungenehmigte Verlassen des Arbeitsortes.

Erst sehr spät wurde der Komplex Zwangsarbeit in der Bundesrepublik zum Thema. Durch die Entschädigungsdebatte Ende der 1990er Jahre nahm man endlich wahr, dass auch in der eigenen Region NS-Zwangsarbeiter beschäftigt waren. In den Archiven und Verwaltungen der Gemeinden gingen eine Vielzahl von Anfragen ehemaliger Zwangsarbeiter ein, die Beschäftigungsnachweise erbaten. In einigen Kommunen und Landkreisen wie in Northeim und Göttingen wurden Recherche- und Dokumentationsprojekte initiiert. In Göttingen erinnert heute eine Ausstellung an die Geschichte der Zwangsarbeit im Krieg in Südniedersachsen.