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Kriegsgefangene in Niedersachsen

Unmittelbar nach dem Beginn des Überfalls auf Polen am 1. September 1939 richtete das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) auch im norddeutschen Raum Mannschaftsstammlager (Stalags) zur Unterbringung von Kriegsgefangenen ein. Im Wehrkreis VI Münster übernahm das OKW Ende September 1939 neun der 15 bestehenden Emslandlager als Stalag VI B Versen und Stalag VI C Bathorn mit zusammen sieben Zweiglagern. Im Wehrkreis X Hamburg wurden in der Folge unter anderem die Stalags X B Sandbostel, X C Nienburg und X D Wietzendorf, im Wehrkreis XI Hannover die Stalags XI B Fallingbostel, XI C Bergen-Belsen und XI D Oerbke eingerichtet. An einzelnen Orten kamen Offizierslager (Oflags) sowie Marine- und Internierungslager hinzu.

Am 1. Dezember 1941 waren in diesen Lagern mehr als 180.000 Kriegsgefangene registriert, überwiegend französische und sowjetische Soldaten, daneben Belgier, Polen und Südosteuropäer. Ab 1943 kamen Zehntausende italienische Militärinternierte hinzu. Die meisten Gefangenen wurden in zahlreichen Arbeitskommandos in der Landwirtschaft und in kriegswirtschaftlich wichtigen Unternehmen eingesetzt. 

Während die westeuropäischen Kriegsgefangenen in der Regel völkerrechtskonform versorgt wurden, behandelte die Wehrmacht die sowjetischen Soldaten gemäß der antikommunistischen und rassistischen Ideologie als „Untermenschen“. Man ließ sie in den Lagern erfrieren, an Unterernährung und Seuchen sterben oder erschoss sie. Nach dem Massensterben im Winter 1941/42 besserten sich die Zustände vor dem Hintergrund des zunehmenden Bedarfs an Arbeitskräften etwas. 

In der Umgebung der früheren Lager zeugen heute zahlreiche große Friedhöfe mit namenlosen Gräberflächen vom Massensterben der sowjetischen Kriegsgefangenen. Bis zur Öffnung sowjetischer Archive in den 1990erneunziger Jahren blieben sie weitgehend anonym.